Dienstag, 18. September 2012

2000 A Capella (Pinot noir) Sine Qua Non, Ventura, Kalifornien

Der Österreicher Manfred Krankl zog der
Liebe folgend in die Ferne und gilt wie ein
anderer Träger dieses Namens als Ausnahmekönner
seines Faches. Wie Alchemisten
kreieren der gelernte Koch und seine Frau
Elaine in einer Lagerhalle, Besuchern zufolge
dem „Movie-Set“ für den Hollywoodfilm
„Mad Max“ nicht unähnlich, zu dieser Wirkungsstätte
passende Blockbuster. Anstatt der
Fata Morgana des Goldes ist ihr Ziel ein reales:
Extreme Weine, bevorzugt aus Rhone-Sorten,
zu erzeugen, die sich selbst in der Neuen Welt
deutlich abheben. Als wahrer Künstler ist „
Mr. K” kompromisslos: „Wenn Tabascosoße
meinen Wein verbessern sollte, würde ich sie
zugeben.” Unser Pinot beinhaltet keine
plüschigen Exotismen. Die zugekauften
Trauben stammen aus Oregon, wo Dick Shea
im Yamhill County vier Hektar mit dem
Schweizer Wädenswil-Klon bestellte.
Acht Jahrgänge seiner Ernte (1996 – 2003)
wurden im Kühlwagen in das „Labor” nach
Ventura verfrachtet.
Dort entstand ein ungemein sinnlicher
Burgunder mit warmer, labender Süße, feiner
Würze (Thymian!), Mocca-Röstaromen, dabei
beflügelt durch Wolken von Puderzucker und
Vanille. Er begeistert durch eine tiefe, salzige
Mineralität, die erfrischt wie die Ahnung eines
Bades im Jungbrunnen. Ein Mitverkoster fand
das dialektische Zauberwort: „Dieser Wein ist
kalt und warm zugleich.” Wahrscheinlich
sprachen die Alchemisten über den Fässern
die betörende Formel des Federico García
Lorca: „Und toll vom Horizont/mischen wir in
unseren Wein/die Bitternis des Don Juan/und die
Vollkommenheit des Dionys.” Und gaben dem
Wein dann beim stampfenden Sabbat zum
Refrain des Cante Jondo seinen klingenden
Namen, um mit Lorca maurische Geheimkünste
oder zumindest Poesie zu erwecken:
„Sevilla, um zu verletzen. Cordoba, um zu sterben.”
Ein Schelm ist, der dabei an die Sternstunde
eines anderen „Mr. K” denkt!