Montag, 30. Mai 2011

Ausgewählte Vertikalverkostung Château Margaux

08.09.2010, Steirereck - Einladung Domäne Müller

Bei dieser denkwürdigen Verkostung waren von Seiten des Château Generaldirektor
Paul Pontallier und Aurélien Valance anwesend.
Für das gediegene Menü sorgte das Restaurant Steirereck.

Punkte

2008 Pavillon Blanc du Château Margaux ( aus 100% SBl, keinSemillon):
Das kühlere Wetter im Sommer (etwa 2 Grad unter dem Jahresschnitt) brachte einen aromatischen und würzigen Sauvignon Blanc hervor. Der Wein zeigt sich frisch und relativ gut strukturiert. Die Holzverarbeitung (1/3 neues Holz) bedarf zumindest noch einiger Jahre Flaschenreife. Ein spannender Wein für 20 Jahre +

89-90

2006 Pavillon Rouge du Château Margaux (40% Merlot, 55% CS,
Rest Petit Verdot): Verkostete Flasche nicht fehlerfrei.
-
2003 Pavillon Rouge du Château Margaux: Erstaunlich guter Zweitwein! Die Expression des CS im superheißen Jahr ist exzellent wobei die Aromen keinesfalls überkocht wirken. Merlot und Petit Verdot sorgen für beachtliche Würze.

93

2000 Pavillon Rouge du Château Margaux: Bietet bereits Trinkgenuss: Komplex, dicht und trotzdem seidenweiche Tannine! Wieder ein außerordentlicher Zweitwein.

92

2000 Château Margaux: Der Wein hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren etwas geöffnet. Zuerst offenbart sich ein fantastischer Duft nach Zedernholz und Karamell, später Blutorange. Der Wein ist unglaublich fleischig, hedonistisch, konzentriert und trotzdem weich und verspielt. Einer der allerbesten Weine des Traumjahrganges 2000. Ich empfehle (trotzdem) diesen Wein für mindesten 5, eher 10 Jahre zu lagern, um die ganze Komplexität erleben zu können.

98-100

1996 Château Margaux: Das kühle Spitzenjahr formte eine klare puristische Johannesbeernote, dazu Röstaromen und mineralische Tiefe. Im Unterschied zu den Topweinen aus Paulliac kaum
vegetabile Noten. Mit der Luft kommen komplexere Noten, etwa nach Orangenzesten. Reife Tanninstruktur, nicht so seidig wie 2000, aber kernig und genauso beeindruckend. Jedenfalls noch lagern (5 Jahre +)!

96

1995 Château Margaux: Erste Flasche fehlerhaft. Zweite Flasche fantastisch: Direkt aus der Flasche serviert entspringen dem Glas flashige Himbeer- und Weichseltöne. Saftig, fleischig. Tolle Extraktsüße. Beinahe sahnig. Die mundfüllenden (leicht vegetabilen) Tannine passen gut in die Struktur. Eher noch lagern, aber bereits trinkfähig.

94-95

1990 Château Margaux: Was für ein Wein! Einer meiner absoluten Lieblingsbordeauxs aus dem 20. Jahrhundert. Eleganz und verhaltene Kraft! Die tolle explosive Nase, die fast parfümiert wirkt, ändert sich alle paar Minuten: Herschkirsche, Pflaume, Amber, „Kochbananen“, später auch florale Anklänge (Rose!). Brilliante elegante Fülle am Gaumen. Die analytisch gesehen geringe Säure fehlt überhaupt nicht. Der hohe Petit Verdot Anteil (10%) war offenbar die richtige Entscheidung. Ich frage mich nur, ob die Struktur des Weines einer weiteren sehr langen Lagerung standhält, aber wozu warten!

100

1989 Château Margaux: Diesmal eine echte Überraschung für mich: Eine perfekte Flasche, voll druckvoller Mineralität (Tinte, Graphit). Die Flasche, die ich vor 3 Jahren verkostete, hatte
überreife Cabernettöne und Tertiäraromen. Für das extrem heiße Jahr (früheste Ernte seit 1893) ein ungemein frisches Produkt.

bis 94

1986 Château Margaux: Wieder dieser Gigant! Verschlossen, hart, tanninstreng. Ein unglaublich starker und konzentrierter Weinstoff! Trotzdem ausreichend balanciert (reif, süß). Einer der
unverwüstlichen Giganten des 20. Jahrhunderts. Ein Wein für weitere hundert Jahre. Mindestens 10 Jahre oder mehr lagern damit die Aromen (Marzipan, Mandel, Vanilleschoten, mineralische Töne) ins rechte Lot geraten. Mit Mouton der Jahrgangsprimus.

98

Zusammenfassung: Château Margaux erzeugt immer wieder unfassbar große Weine und weiß, die klimatischen Besonderheiten gegenüber den nördlichen Medoc Gemeinden zu nutzen. In ganz großen Jahren (2000, 1990) liegt Château Margaux stets im Spitzenfeld, in nicht ganz so ausgezeichneten Jahren (1983, 1986, 2003, etc.) gelingt den Weinmachern oft Besonderes, das die Konkurrenz weitgehend hinter sich lässt. Als Wermutstrofen ist anzumerken, dass die Flaschenqualität schwankt (etwa bei den Jahrgängen 1983, 1989, 1995); ein noch besseres
Qualitätsmanagement würde sich lohnen.